Cholesterin: Wieso, weshalb, warum?
Cholesterin ist eine fettähnliche Substanz (Lipidmolekül) und als Bestandteil unserer Zellmembranen lebenswichtig. Hat ein Mensch zu hohe Cholesterinwerte bzw. einen zu hohen Cholesterinspiegel, kann dies jedoch schwere gesundheitliche Folgen haben.1 Doch wie viel ist zu viel und wozu genau braucht der Körper den Stoff überhaupt? Alles, was Sie über Cholesterin wissen müssen, erfahren Sie hier.
Was ist Cholesterin? Aufgaben & Funktionen
Das körpereigene Cholesterin, auch Cholesterol genannt, wird überwiegend in der Leber produziert oder über die Nahrung aufgenommen. Über den Blutstrom gelangt es zu den anderen Organen.2 An seinem Zielort angekommen, erfüllt Cholesterin verschiedene wichtige Aufgaben:
- Cholesterin ist ein notwendiger Baustein der Zellmembranen aller Körperzellen.3
- Auch bei der Verdauung ist die Substanz unverzichtbar: Sie wird zum Beispiel zur Bildung der Gallensäuren benötigt.4
- Darüber hinaus spielt Cholesterin bei der Produktion von wichtigen Hormonen eine essenzielle Rolle. Hierzu zählen zum Beispiel Cortisol, Testosteron und Östrogen.5 Ersteres wird in der Nebennierenrinde hergestellt und nimmt unter anderem Einfluss auf den Kreislauf.6 Beim Testosteron handelt es sich um ein männliches Sexualhormon.7 Das Östrogen hingegen nimmt als Geschlechtshormon vor allem bei Frauen eine wichtige Funktion ein.8
Erklärung zur Grafik: Cholesterin ist in die äußere Hülle (Membran) aller Körperzellen eingebettet. Dadurch beeinflusst es die Zähflüssigkeit (Viskosität) der Zellmembran, die das Innere der Zelle vom äußeren Milieu abschirmt. Die blau gefärbte Struktur ist ein Transportkanal, über den ein Stoffaustausch zwischen dem inneren und dem äußeren Bereich der Zelle stattfinden kann.
Cholesterin hat also durchaus eine Daseinsberechtigung. Gesundheitsschädigend ist es nur dann, wenn das empfindliche Gleichgewicht zwischen der Bildung und dem Abbau von Cholesterin gestört ist. Normalerweise reguliert der menschliche Körper die Cholesterinreserven sehr genau und kann den Eigenbedarf auch ohne äußere Zufuhr über die Nahrung decken. Essen wir beispielsweise wenig cholesterinhaltige Lebensmittel wie Eier oder Butter, bildet der Körper selbst mehr davon. Andersherum funktioniert dieses Prinzip auch: Nimmt der Körper viel Cholesterin über die Nahrung auf, sinkt die Eigenproduktion. Wenn dieser körpereigene Regulationsmechanismus, der auch durch genetische Faktoren oder andere Stoffwechselstörungen beeinflusst wird, nicht mehr funktioniert, steigt der Cholesterinanteil im Blut.9
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Cholesterin ist nicht gleich Cholesterin: HDL und LDL einfach erklärt
Unser Blut besteht zu rund 90 Prozent aus Wasser.10 Auf den ersten Blick scheint es daher kein geeignetes Transportsystem für das in der Leber gebildete Cholesterin zu sein, denn fetthaltige Substanzen (zum Beispiel Olivenöl oder eben auch das Cholesterin) lösen sich nicht in Wasser. Hier greift der Körper auf einen Trick zurück: Er umschließt die fettähnliche Substanz mit einer Hülle aus sogenannten Lipoproteinen und schickt es verpackt auf die Reise.11
Lipoproteine bestehen aus Eiweißen (Proteinen) und Fetten (Lipiden). Mediziner unterteilen zwei Lipoprotein-Arten, die als Transportvehikel des Cholesterins dienen. Sie unterscheiden sich in erster Linie durch ihren Lipidanteil:12
Das Gesamtcholesterin setzt sich aus den beiden „Gegenspielern“ LDL-Cholesterin und HDL-Cholesterin sowie aus anderen Partikeln zusammen. LDL transportiert Cholesterin von der Leber zu den anderen Organen, während das HDL überschüssiges Cholesterin zurück zur Leber bringt, wo es abgebaut wird. Wenn das LDL-Cholesterin steigt, kommt es auch zur Erhöhung des Gesamtcholesterins.13
Cholesterinwerte bestimmen und senken
Doch wie werden die Cholesterinwerte überhaupt ermittelt? Der Arzt entnimmt hierfür eine Blutprobe. Im Labor lassen sich darin die Werte des Gesamtcholesterins, HDL-Cholesterins sowie LDL-Cholesterins bestimmen. Die Cholesterinwerte werden in der Einheit mg/dl (Milligramm pro Deziliter) oder in mmol/l (Millimol pro Liter) angegeben.14 Unter Umständen ist auf dem Laborzettel auch das relative Verhältnis zwischen HDL- und LDL-Cholesterin vermerkt, dies wird als LDL/HDL-Quotient bezeichnet. Bei Werten über 3,5 liegt ein Risiko vor.15
Einen Überblick über die genauen Werte, ab wann sie zu hoch sind und was sie bedeuten, haben wir im Artikel
„Cholesterinwerte“ zusammengestellt.
Was ist eine Hypercholesterinämie?
Ist der LDL-Cholesterinwert dauerhaft zu hoch, sprechen Ärzte von einer
Hypercholesterinämie. Die Erkrankung verläuft meist über viele Jahre stumm und schleichend. Symptome zeigen sich in Form von Herz-Kreislauf-Beschwerden in der Regel erst dann, wenn es bereits zu Folgeerkrankungen wie einer Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) gekommen ist. Als mögliche Ursache kommt eine genetisch bedingte Störung des Abbaus von LDL-Cholesterin wie die
familiäre Hypercholesterinämie (FH) infrage.
16 Aber auch ein ungesunder Lebensstil kann einen negativen Einfluss auf die
LDL-Cholesterinwerte haben.
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Welche Risiken bergen zu hohe Cholesterinwerte?
Zu hohes LDL-Cholesterin kann schwerwiegende Folgen haben. Es begünstigt unter anderem eine Gefäßverkalkung, die sogenannte
Arteriosklerose.
18 Dabei lagern sich in einem über Jahre andauernden Prozess immer mehr LDL-Cholesterin und weiße Blutkörperchen in die Gefäßwände der Arterien (Blutgefäße, die sauerstoff- und nährstoffreiches Blut vom Herzen wegtransportieren) ein. Diese Ansammlung von Lipiden und anderen Stoffen wird als Plaque bezeichnet. Plaques können zur Verengung der Blutgefäße oder gar zum kompletten Gefäßverschluss führen. Als Folgen sind – je nach betroffener Region – Durchblutungsstörungen, ein
Schlaganfall oder ein
Herzinfarkt möglich.
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Wer einen erhöhten LDL-Cholesterinspiegel hat, sollte umgehend in Abstimmung mit seinem behandelnden Arzt Maßnahmen ergreifen, die diesem Prozess vorbeugen. Meist ist eine
gesunde Ernährung der erste Schritt. Wenn dies nicht ausreicht, um das LDL-Cholesterin in den Griff zu bekommen, ist eine medikamentöse Therapie notwendig.
20 Informieren Sie sich über die Möglichkeiten.
Cholesterin senken: So geht’s
Wenn Sie einen Verdacht auf erhöhte Cholesterinwerte haben, ist es entscheidend, den richtigen Facharzt zu finden. Nutzen Sie unseren Arztfinder, um passende Experten in Ihrer Nähe zu entdecken. Unser Merkzettel hilft Ihnen dabei, wichtige Fragen und Informationen zu notieren, damit Sie das Beste aus Ihrem Arztbesuch herausholen können.
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